Phasen der Arbeitslosigkeit im Lebenslauf
Wie kritisch Phasen der Arbeitslosigkeit im Lebenslauf sind, hängt erstens davon ab, über welchen Zeitraum sie sich erstrecken und zweitens, was Sie während dieser Zeit gemacht haben.
Sich zu bewerben beansprucht Zeit und einige Wochen Arbeitslosigkeit wird niemand kritisch beäugen. Nach 3 Monaten ohne Job werden sich manche Personaler aber bereits Gedanken über Ihre Bemühungen machen. Wenn Sie nach einem Jahr in die Langzeitarbeitslosigkeit rutschen, sinken Ihre Chancen rapide, da Ihnen zusätzlich ein Qualifikationsverlust angerechnet wird.
Haben Sie währenddessen Alternativtätigkeiten ausgeübt, dann macht das die Arbeitslosigkeit nicht wett, aber es mildert sie immerhin ab.
Es gibt keine geschriebene Regel, wie Sie im Lebenslauf mit Phasen der Arbeitslosigkeit umgehen, aber Ihnen stehen drei Möglichkeiten offen:
- Sie stehen zu den Leerlaufphasen und bezeichnen diese mit Begriffen wie “arbeitslos” “arbeitssuchend” oder “ohne Anstellung” – ob Sie es so oder so nennen, macht den Kohl nicht fett. Alle Bezeichnungen sind gleichermaßen nachteilig.
Fazit: Sie sind ehrlich und legen die Karten auf den Tisch – prima, das ist die Basis für eine gute Zusammenarbeit. Was aber auch nichts daran ändert, dass einem die nackten Begriffe wie ein rotes Tuch ins Auge springen, erst recht, wenn mehrere davon in Ihrem Dokument auftauchen.
- Sie umschreiben oder ergänzen die Angabe Ihrer Arbeitslosigkeit mit wahrheitsgetreuen Alternativen:
- ehrenamtliche Tätigkeiten
- Tätigkeiten auf freiberuflicher Basis/ Honorarjobs
- Aushilfstätigkeiten/ Tätigkeiten auf geringfügiger Basis
- Nachbarschaftshilfe
- Praktika
- Selbststudium
- Erziehungsjahr
- Familienzeit
- Pflegezeit
- berufliche/ persönliche Neuorientierung
- Regenerations-/Rehabilitationsphase
- Bildungsreise
07/2002 – 03/2003 Individualcoaching + Qualifizierung, Bildungswerk Musterstadt • Bewerbungsstrategien, Office-Anwendungen, Kompetenztraining • betriebliche Praxisphase im Städtischen Bauhof als Bauhelfer • 30 h/ Woche, Abschluss mit Zertifikat Maßnahmen der Arbeitsagentur wie im obigen Beispiel sind besser als "bloße" Arbeitslosigkeit, aber definitiv schlechter als eine eigenverantwortliche Tätigkeit. Maßnahmen haben immer den faden Beigeschmack eines Autonomieverlustes, da Ihr Tun institutionell veranlasst ist. Bessere Karten haben Sie mit einer aus eigener Initiative betriebenen Paralleltätigkeit. Damit zeigen Sie neben Ihrem Engagement auch den Willen und die Fähigkeit, sich ein Stück Ihrer Autonomie zu bewahren:
07/2002 – 03/2003 Freier Redakteur für das Wochenblatt des Märkischen Kreises • Artikel für den regionalen Sport- und Kulturteil • Anzeigengestaltung • 4 - 8 Wochenstunden Fazit: Bewerben ist kein Vollzeitjob! Auch wenn das der ein oder andere Bewerberratgeber nahelegt. Zeigen Sie, dass Sie nicht nur zu Hause herumsitzen und sich von Hartz4-Fernsehen berieseln lassen. Natürlich kennen Personaler diese Taschenspielertricks zum Kaschieren von Arbeitslosigkeit. Aber immerhin bleibt Ihr Lebenslauf lückenlos und Sie können trotzdem Ihr Engagement und Zielbewusstsein authentisch verkaufen.
- Sie verzichten komplett auf die Angabe von Phasen ohne Anstellung.
- Phasen der Nicht-Beschäftigung von 2 bis 3 Monaten zwischen zwei Beschäftigungsverhältnissen sind normal. Einen solchen Zeitraum zu vernachlässigen wird man Ihnen nur nachsehen, wenn dies wiederholt innerhalb weniger Monate geschieht.
- Phasen von Arbeitslosigkeit, die mehrere Jahre zurückliegen, können Sie kaschieren, indem Sie auf die Monatsangabe verzichten. Eine Monatsangabe ausschließlich für die drei oder vier beruflichen Stationen der letzten Jahre zu nennen, ist nicht ideal aber legitim. Da die Arbeitszeugnisse ohnehin nur für die jüngeren Stationen beigelegt werden, lassen sich die exakten Zeiträume nicht genau nachvollziehen. Beispiel:
01/2010 – 12/2012 Verkäuferin und Kassiererin im Einkaufsmarkt Wundrich, Musterstadt 06/2008 – 11/2010 Verkäuferin und Kassiererin im Einkaufsmarkt Henn, Musterstadt 08/2006 – 04/2008 Verkäuferin und Kassiererin im Stoll-Markt, Musterstadt 2005 – 2006 Verkäuferin und Kassiererin bei A&B, Musterstadt 2002 – 2005 Ausbildung zur Verkäuferin, Getränkemarkt Schneider, Musterstadt Dass hier jemand im Jahr 2005 mehrere Monate arbeitslos war, ist in diesem Beispiel nicht mehr nachvollziehbar. Theoretisch könnte dieser jemand im Januar 2005 arbeitslos geworden sein und im Dezember 2005 die Arbeit wieder aufgenommen haben – es wäre also möglich, dass fast ein ganzes Jahr Auszeit zwischen den letzten beiden Stationen steckt!
Auch sonst stellt sich die Frage, inwiefern es legitim ist, einfach auf die Angabe von Zeiten der Arbeitslosigkeit zu verzichten... Nun, Sie können alles tun, um sich gut zu verkaufen!
Wenn Sie, aus welchen Gründen auch immer, aus einer Zeit ohne Anstellung kein plausibles Argument für sich ziehen können, dann ist es auch nicht nötig, diese Zeit anzuführen – die bloße Benennung Ihrer Arbeitslosigkeit ohne Zusatzengagement ist die reinste Platzverschwendung.
Natürlich werden findige Personaler bei auffälligen Lücken nachhaken, aber dann können Sie die Auslassung genau so begründen: Arbeitslosigkeit ist kein Argument mit dem man Werbung machen kann. Ziehen Sie einen Vergleich zum modernen Marketing: welches Unternehmen würde sich in der Firmenhistorie mit einer Insolvenz brüsten?
Stellen Sie Ihre Person in den Vordergrund
Wenn Ihr Lebenslauf wiederholt von längeren Phasen der Arbeitslosigkeit durchzogen ist, können Sie hin- und hertaktieren wie Sie wollen – dann können Sie nur punkten, indem Sie Ihre Person ins Spiel bringen: gehen Sie Klinken putzen, stöbern Sie in Branchenverzeichnissen, bewerben Sie sich telefonisch, stellen Sie sich persönlich vor, arbeiten Sie an Ihrer Rhetorik und Ihrem Auftreten.