Bewerberprofile im Netz – anbieten statt nachfragen
Die wesentliche Errungenschaft des Web 2.0 besteht darin, dass Anwender das Netz aktiv als Kommunikationskanal nutzen können – man denke an Facebook, Ebay oder Youtube. In ähnlicher Weise werden Bewerber mit Online-Profilen befähigt, sich mit ihrer Arbeitskraft anzubieten, statt nur den Stellenmarkt zu beobachten. Mit dem Prinzip “Ich lass mich einfach finden!” kehrt sich das Bewerbungsprozedere um und der Arbeitgeber wird plötzlich zum Bewerber.
Die virtuellen Bewerber-Steckbriefe führen die Tradition von Stellengesuchen, wie man Sie ehedem nur aus Zeitungen kannte, weiter: die Fähigkeiten von Bewerbern können detailliert erfasst werden, und die Kombination mit Suchtechnologie macht solche Profile auch für Headhunter zu einer attraktiven Rekrutierungsquelle.
Grundsätzlich ist, in Abhängigkeit von der Plattform, zwischen verschiedenen Profilarten zu unterscheiden:
- Profile in Jobbörsen: damit sollen Jobsuchende und Jobanbieter zueinander finden. Arbeitnehmer können Stellengesuche schalten und Arbeitgeber Stellenanzeigen. Beispiel: jobboerse.arbeitsagentur.de
- Profile in Business-Netzwerken: dienen vorrangig der Kontaktpflege und -anbahnung zu Personen aus dem beruflichen Umfeld. Zur Zielgruppe gehören überwiegend Fachkräfte, aber auch Personalberater und Unternehmen. Beispiel: XING, LinkedIn
- Profile in Sozialnetzwerken: dienen vorrangig der Kontaktpflege und -anbahnung zu Personen aus dem privaten Umfeld. Bewerber sollten davon ausgehen, dass Profile in Sozialnetzwerken von Personalern gesichtet werden. Beispiel: Facebook, Twitter, Instagram
- Profile in Freiberuflerbörsen: richten sich an Selbstständige und Unternehmen zur Akquise bzw. Vergabe von Aufträgen oder Projekten. Beispiel: XING Projects, projektwerk.de, myhammer.de
Die Übergänge sind fließend, das heißt eine Plattform kann durchaus mehrere Netzwerk-Funktionen in sich vereinen.
Ergänzung zu primären Bewerbungsstrategien
Bewerberprofile können als passiver Bewerbungsweg die eigene Bewerbungsstrategie sinnvoll ergänzen. Sie sind jedoch kein Ersatz für Ihre Bewerberinitiative! Die besten Chancen haben Sie immer noch dann, wenn Sie sich gezielt auf Stellen bewerben und Ihre eigene Person in Spiel bringen – umso mehr, da Bewerberprofile oftmals anonymisiert geschaltet werden.
Da sich jeder Bewerber durch ein und dasselbe Standardraster präsentiert, ist es ohnehin schwieriger, sich gegenüber Mitbewerbern abzuheben – so wie es bspw. mit einem ansprechenden Deckblatt möglich wäre oder mit einem freundlichen Erstkontakt per Telefon.
Vorgefertigte Formularabfragen helfen dem Bewerber zwar beim Erfassen und Ordnen der eigenen Kompetenzen – gleichzeitig sind diese für den Personaler aber weniger sichtbar. Ob ein Bewerber strukturiert und sorgfältig arbeiten kann, lässt sich mit einer “formlosen” schriftlichen Bewerbung einfach besser feststellen. Auch die Beurteilung der kommunikativen Kompetenz ist mit einem Anschreiben in Fließtextform eher möglich als mit den Informationshäppchen eines Profils.
Allgemeine Tipps zum Anlegen von Bewerberprofilen
- Bewerberprofile sind Bestandteil einer Datenbank, die von Personalern durchsucht werden kann. Das heißt, es reicht nicht aus, einfach nur fertige Bewerbungsdokumente in ein Profil hochzuladen. Wenn Sie gefunden werden wollen, müssen Sie mithilfe von Formulareingaben Ihre beruflichen Erfahrungen und Fähigkeiten in die Datenbank eintragen.
- reichern Sie andererseits Ihr Profil mit selbstgestalteten (anonymisierten) Anlagen an, wann immer es möglich ist – das ist Ihre Chance, sich abseits des Formularrasters von Mitbewerbern abzuheben
- Freitextfelder füllen Sie, sofern nichts anderes verlangt wird, stichpunktartig aus – trotzdem sollten Sie in mindestens einem Dokument unter Beweis stellen, dass Sie auch zusammenhängende Sätze schreiben können (Anschreiben, Motivationsschreiben, Referenz …)
- erliegen Sie nicht der Versuchung, in allen möglichen Stellenbörsen/ Netzwerken Profile anzulegen – der Aufwand, Profile aktuell zu halten, ist nicht zu unterschätzen
- andererseits darf es auch mehr als ein Profil sein, um zu kontrollieren, ob eine Plattform größere und relevantere Resonanz liefert als eine andere
- achten Sie auf die Aktualität Ihrer Profildaten und auf absolute Deckungsgleichheit mit Ihren Bewerbungsunterlagen
- ohne Aktualisierung bzw. regelmäßige Log-Ins wird Ihr Profil möglicherweise nach wenigen Monaten automatisch gelöscht (siehe Nutzungsbedingungen) – archivieren Sie daher am besten Ihre Profilangaben (Screenshots, Speichern von Webseiten, Ausdruck im PDF-Format…)
- rechnen Sie mit einer insgesamt eher geringen Erfolgsquote und damit, dass Sie auch von unseriösen Stellenanbietern kontaktiert werden