Seriös auftreten mit Bart
Obwohl Bartträger in der öffentlichen Präsenz wieder häufiger vertreten sind, findet man Sie auf dem Business-Parkett eher selten. Kaum ein Manager der Großkonzerne wagt es, unrasiert vor die Kameras zu treten. Das mag zum Einen daran liegen, dass Bärte im Auge des Betrachters irgendwo zwischen lässig und vernachlässigend angesiedelt werden. Andererseits mag auch gerade ein vermeintlicher, von Bartträgern geschätzter Vorteil das Übrige dazutun: der Effekt, das Bärte älter, reifer und rauher machen – manch einer mag sogar das Attribut autoritär hinzufügen.
So drängt sich die Frage auf, ob ein demonstrativ zur Schau gestellter Bart nichts anderes sei als Imponiergehabe und Selbstwertpolitur – eine Effekthascherei, die demjenigen Autorität verleiht, der sie auf andere Weise nicht erlangen kann.
Das ist zugegebenermaßen eine ziemlich misanthropische Sichtweise. Natürlich ist das Barttragen ein Stück weit Selbstinszenierung. Das gilt aber für das Tragen von Anzügen genauso – und die sind nicht an uns festgewachsen ... Ob sich Ihr Bart in den Grenzen des guten Geschmacks bewegt, kommt letztlich immer auf den Bart, noch mehr aber auf den Arbeitgeber an.
Am wenigsten falsch machen Sie, wenn Sie sich komplett rasieren oder sich am Erscheinungsbild des Bewerbungsfotos orientieren. Ansonsten gilt wie bei Kleidung und Frisur auch hier die Empfehlung, zunächst die Bekleidungskonventionen des Unternehmens / der Branche zu recherchieren – solche Vorschriften sind legitim und können sich auch auf die Beschaffenheit oder das Vorhandensein eines Bartes erstrecken. Es gibt durchaus Unternehmen, die im Geschäftsverkehr das Tragen von 3-Tage-Bärten oder Vollbärten untersagen.
Diesen Vorgaben müssen Sie zwar nicht zwingend im Vorstellungsgespräch folgen (da Sie ja noch keinen Vertrag unterschrieben haben). Aber es dürfte klar sein, dass Sie mit der Einhaltung betrieblicher Konventionen auch Ihre Bewerberposition verbessern. Können Sie hierzu keine eindeutigen Informationen in Erfahrung bringen, lassen Sie’s drauf ankommen und holen Sie im Gespräch Erkundigungen ein.
Wie immer ist eine gepflegte Erscheinung die wichtigste Prämisse. Wenn man nicht aufpasst, können Bärte ziemlich schnell Anstoß erregen. Deshalb:
- vermeiden Sie lange, buschige Vollbärte (“Rauschebart”)
- verabschieden Sie sich vom stoppeligen 3-Tage-Bart – das ist nichts Halbes und nichts Ganzes und wird gelegentlich als “vernachlässigend” bewertet
- verwenden Sie einen Barttrimmer für gleichmäßige Haarlängen
- konturieren Sie Ihren Bart und achten Sie darauf das Hals und Wangen sauber ausrasiert sind
- vermeiden Sie pubertären Bartflaum – sieht aus, als wäre Ihnen Gesichtspflege ein Fremdwort
- vermeiden Sie Bart-Tribals – die könnten Ihnen als eitle Spielerei ausgelegt werden
Typgerechter Bart
Bärte können die Optik entscheidend beeinflussen – im Guten wie im Schlechten. Im Idealfall hat ein Bart sogar kosmetische Qualität:
- als Gegenpol zu fehlendem Haupthaar / einer hohen Stirn
- als “Ablenkungsmanöver” für auffällige Gesichtsmerkmale (Nase, Kinn, Lippen, Augen, Wangenknochen)
- als “Deckmantel” für Doppelkinn, füllige, knochige oder vernarbte Gesichtspartien
- zum Aufrauhen weicher Gesichtszüge
Ob der Bart dem Träger steht, hängt im Wesentlichen von der Gesichtsform und der Bartfrisur ab.
- Ovale und rechteckige Gesichter können weitgehend sorgenfrei mit Bartfrisuren experimentieren.
- Runde Gesichter sollten mit Vertikallinien gestreckt werden, z. B. verlängerten Koteletten, Spitzbärten oder einem Henriquatre (um den Mund herum). Prominentes Beispiel für einen Spizbart ist Leonardo DiCaprio in dem Film "Django Unchained". Breite Schnauzbärte wirken bei runden Gesichtern eher unvorteilhaft. Ein Vollbart kann das Gesicht so unvorteilhaft konturieren, dass es noch runder wirkt als es tatsächlich ist – Shia LaBoef macht es vor.
- Für lange Gesichter gilt das Gegenteil: Vertikallinien sollten vermieden werden, da sie das Gesicht schmaler machen würden als es ohnehin ist. Donald Sutherland zeigt, dass Vollbärte – auch in voluminöser Ausführung – diesem Typ gut zu Gesichte stehen.
- Wer mit einem markantem Kinn gesegnet ist, sollte auf kinnbetonende Bärte verzichten (Ziegenbart, Henriquarte, Musketierbart…) und statt dessen einen Vollbart tragen.
Virtuelles Bartstyling
Im Internet finden sich Simulatoren, die das Ausprobieren unterschiedlicher Bartfrisuren anhand einer Fotografie ermöglichen.
- https://www.ukhairdressers.com/virtual-beard/virtual-beard.asp
- http://www.philips.com/c-w/malegrooming/grooming-app.html (nur Smartphones)
Ausgangsbasis sollte ein gut ausgeleuchtetes Foto im Porträtformat sein.