Vorstellungsgespräch per Videochat (Skype und Co.)
Praxisartikel: Videochat mit Skype
Unternehmen gehen in ihrer Rekrutierungspraxis vermehrt dazu über, Erstgespräche über Video-Messaging-Services zu führen. Das spart beiden Seiten Zeit und Geld, da Reise- und Übernachtungskosten entfallen. Die kostenlose Videotelefonie zwischen zwei Nutzern wird mittlerweile von einer zunehmenden Anzahl von Anwendungen unterstützt – darunter bspw. Skype, Facetime, Whatsapp oder der Messenger von Facebook.
Personaler können Bewerber mithilfe von Videointerviews umfassender einschätzen als dies mit einem Telefoninterview möglich wäre. Das Video-Messaging ist deshalb Chance und Risiko zugleich: die Art wie sich ein Bewerber auf visueller Ebene präsentiert, kann den ersten Eindruck viel nachhaltiger prägen als die bloße verbale oder schriftliche Kommunikation – im Positiven wie im Negativen.
Und das beginnt bereits damit, ob der Bewerber den Kommunikationskanal der Videotelefonie überhaupt unterstützen kann. Wer die Einladung zum Video-Interview ausschlägt, verpasst seinem Bewerberprofil schon einen ersten Dämpfer, weil er damit ein Fragezeichen hinter die eigene Medien-/Methodenkompetenz setzt.
Besonderheiten der Videotelefonie
Beim Telefonieren ist es unerheblich, was Sie anhaben, oder ob Sie während des Gesprächs vom Lebenslauf spicken. Beim Video-Interview gelten dagegen etwas strengere Regeln und die Vorbereitung darauf sollte grundsätzlich mit der gleichen Sorgfalt erfolgen wie bei einem Vorstellungsgespräch unter vier Augen. Darüberhinaus ergeben sich aber noch einige Besonderheiten, die es zu berücksichtigen gilt:
- wählen Sie als Interviewsituation einen ruhigen Raum mit wenig Hall und ausreichend Beleuchtung
- fehlender Blickkontakt wirkt im Gespräch befremdlich, daher sollten Sie eine externe Webcam immer mittig am oberen Bildschirmrand positionieren, um die Illusion des direkten Blickkontakts zu wahren und den freien Blick auf das Gesicht zu ermöglichen
- positionieren Sie sich so, dass Sie sich in ca. einem halben Meter Abstand auf Augenhöhe mit der Kamera befinden
- wählen Sie den Bildausschnitt so, dass nicht nur das Gesicht sondern auch Brust und Schultern sichtbar werden
- positionieren Sie die Kamera so, dass das Licht nicht von hinten kommt – Ihr Gesicht wirkt sonst zu dunkel
- seitliches Licht ist ok, die besten Resultate liefert weiches Licht, das frontal aufs Gesicht fällt (eingige Webcams haben auch LEDs integriert)
- legen Sie Wert auf eine gepflegte äußere Erscheinung
- kleiden Sie sich mindestens im Business-Casual, auch wenn Sie zuhause sind – allzu legere Kleidung ist tabu, genauso wie das Tragen des Jacketts in geschlossenen Räumen
- achten Sie auf einen seriösen ersten Eindruck der räumlichen Umgebung (Ordnung, Deko o. Ä.)
- achten Sie auf eine aufrechte Körperhaltung – gerade Bürostühle in den eigenen vier Wänden verleiten dazu, in betont bequeme Positionen zu verfallen
- wählen Sie ein seriöses Foto für Ihr Messenger-Profil (idealerweise das Bewerbungsfoto), damit Sie leichter gefunden werden können
Technische Voraussetzungen
Videotelefonie-Verbindungen sind je nach Hardware und verfügbarer Bandbreite von unterschiedlicher Qualität. Die Unterschiede sind vor allem bei der Bildschärfe, Sprachqualität und Latenzzeit (= Zeitverzögerung bei der Datenübertragung) bemerkbar. Die Qualitätseinbußen gehen leider so weit, dass Videotelefonie nur unter bestimmten Bedingungen empfohlen werden kann.
- Ganz wichtig für den reibungslosen Betrieb ist, dass Ihr Internetzugang über ausreichend Bandbreite verfügt. Skype benötigt bspw. mindestens 300 kBit/s Datentransferrate im Up- und Downstream. Die meisten Festanschluss-Internettarife erfüllen diese Anforderung, aber es gibt nach wie vor günstige Optionen, die im Upstream unterhalb dessen rangieren. Falls Sie keine Angaben zur Geschwindigkeit Ihres Internetanschlusses in Erfahrung bringen können, hilft ein Internetservice bei der Messung. Bedenken Sie auch, dass diverse Anwendungen (Streaming-Angebote, Updates, Downloads ...) oder andere Netzwerkteilnehmer Ihre verfügbare Bandbreite/ Skypequalität drosseln können. Vor dem Start einer Video-Sitzung also am besten alle irrelevanten Anwendungen beenden.
Die Verwendung eines Mobiltelefons zur Videotelefonie ist nicht grundsätzlich ausgeschlossen, aber aus verschiedenen Gründen trotzdem nicht zu empfehlen: Die verbauten Teile (Mikro, Front-Kamera) sind im Vergleich zu externen Webcams oft von minderer Qualität. Die Kompressionsraten einer mobilen App sind u. U. ungleich höher als am stationären PC und nicht zuletzt wird die Gesprächsqualität auch von langsamen Mobilverbindungen (Edge, HSDPA) ausgebremst.
- Die besten Resultate erzielen Sie mit einer externen Webcam am stationären Computer. Interne Cams und Mikros von Laptops oder Tablets können passable Resultate liefern, langen aber nicht ganz an die Qualität externer Geräte heran. Letzte Gewissheit über die Tauglichkeit Ihrer Hardware erlangen Sie nur mit einem Verbindungstest im lokalen Netzwerk. Hierfür benötigen Sie allerdings neben einem zusätzlichen Gerät (Tablet, Laptop ...) auch einen zweiten Account bei Ihrem Messenger-Service.
- Zum Vermeiden von Rückkopplungsgeräuschen kann es empfehlenswert sein, mit Kopfhörern zu arbeiten. Ein paar dezente In-Ear-Stecker sind hierfür völlig ausreichend.
- Mit einem Headset können Sie die Sprachqualität weiter optimieren, da sich das Mikro hier näher an der Quelle befindet. Unauffällige Bluetooth-Headsets wirken hier natürlich professioneller als überdimensionierte Ohrmuscheln und ersparen unnötiges Kabelwirrwarr.
- Arbeiten Sie stets mit der aktuellen Software-Version des jeweiligen Anbieters. Mit älteren Versionen ergeben sich oft Kompatibilitätsprobleme oder qualitative Nachteile. Da die meisten Betriebssysteme inzwischen Auto-Updates unterstützen, löst sich dieses Problem aber in der Regel von alleine.