Einleitung eines Anschreibens
Überflüssige Informationen sollten Sie Ihrer Leserschaft vorenthalten. Das gilt ganz besonders für die einleitenden Worte. Denken Sie daran, dass Ihre Leser nur wenig Zeit haben! Die zentrale Frage, die Sie mit dem Anschreiben beantworten müssen lautet: Warum sind gerade Sie ein geeigneter Bewerber? Sie müssen versuchen, mit jedem Satz zu argumentieren.
Optional: Knappe Hintergrundinformationen zur Bewerbung
Wie Ihr Einstieg NICHT aussehen sollte:
- Dass Sie sich für eine Stelle interessieren, bekunden Sie ja bereits mit der Bewerbung.
Mit großem Interesse habe ich Ihre Stellenanzeige im Regionalblatt gelesen.
-
Dass Sie Ihre Bewerbungsunterlagen geschickt haben und sich damit vorstellen, versteht sich von selbst. Dass Sie es "möchten", ist Unfug, schließlich tun Sie es! Und schon das Wörtchen "hiermit" führt Sie auf abtrünnige Wege.
Hiermit übersende ich Ihnen meine Bewerbungsunterlagen und möchte mich vorstellen.
- Die Angabe der Quelle ist nur dann gerechtfertigt, wenn sie nicht im Betreff gemacht worden ist. Dass Sie sich bewerben, müssen Sie nicht wiederholen, denn auch diese Information steht im Betreff. Und der Ausdruck "bezugnehmend" ist für antiquierte Bürokraten reserviert.
Bezugnehmend auf Ihre Stellenanzeige vom 20. August in der Süddeutschen Zeitung bewerbe ich mich bei Ihnen auf die Stelle als Zweiradmechaniker.
- Auch selbstverständlich. Würde das Inserat nicht Ihren Fähigkeiten und Neigungen entsprechen, hätten Sie sich wohl kaum beworben.
Da das beschriebene Aufgabenprofil Ihres Inserats meinen Fähigkeiten und Neigungen entspricht, bewerbe ich mich bei Ihnen.
Aus argumentativer Sicht sinnvoller sind z. B. Einleitungen wie diese:
- Verweisen Sie auf einen vorab hergestellten persönlichen Kontakt, um sich ins Gedächtnis des Personalers zurückzufrufen – möglicherweise sind damals schon erste Sympathien entstanden, von denen Sie jetzt profitieren können. Außerdem stellen Sie Ihre Kontaktbereitschaft gleich unter Beweis.
Ich hatte mich am 5. August bereits telefonisch bei Ihnen vorgestellt.
- Zeigt, dass Sie ein aufmerksamer Beobachter sind und aktiv nach Ihrer Chance suchen.
Mir ist aufgefallen, dass Sie Ihre Filiale in der Bachstraße erweitern und ich habe von Ihrer Personalabteilung erfahren, dass Sie demnächst auch geeignetes Personal benötigen.
- Verweisen Sie darauf, dass Sie ein Mitarbeiter des Unternehmens über die vakante Stelle in Kenntnis gesetzt hat, so zeigen Sie, dass bereits persönliche Kontakte zum Unternehmen bestehen. Die Nennung eines konkreten Namens kann ein nahezu magischer Türöffner sein.
Ein Mitarbeiter Ihres Unternehmens hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass Sie einen Industriemechaniker suchen.
Achtung: Nennen Sie den Namen des Informationsgebers nur, wenn sich dieser damit einverstanden erklärt oder dies ausdrücklich empfiehlt. Wenn Sie die Erwartungen der Personalabteilung enttäuschen, könnte ihn das in eine peinliche Situation bringen: er hätte dann eine Empfehlung gegeben, die nicht das halten konnte, was er versprochen hat.
Es spricht aber auch nichts dagegen, auf die seichten Einleitungsphrasen komplett zu verzichten und gleich ans Eingemachte zu gehen:
An vorderster Front: die Hau-drauf-Argumente
Ihre überzeugendsten Argumente nennen Sie in ein bis zwei Sätzen gleich zu Beginn. Dabei handelt es sich entweder um eine oder mehrere der folgenden Angaben (absteigend nach Relevanz geordnet):
- Position: Die aktuelle oder letzte Position ist Ihr schlagkräftigstes Argument, wenn Sie damit einen Bezug zur anvisierten Stelle herstellen können. Lassen Sie nicht unerwähnt, dass Sie sich in ungekündigter Position befinden. Sollte Ihre derzeitige Position nichts mit der anvisierten Stelle zu tun haben, erwähnen Sie diese nur beiläufig am Ende des Hauptteils. Stellen Sie statt dessen einen oder mehrere der anderen Qualifikationsschwerpunkte in den Vordergrund.
- Berufserfahrung: Berufspraxis schlägt Ausbildung. Wie lange haben Sie insgesamt im entsprechenden Berufsfeld gearbeitet? "Erste Erfahrungen" sind ebenso erwähnenswert wie "mehrjährige" oder "langjährige".
- Kompetenzen: Bringen Sie die wichtigsten Fach- und Spezialkenntnisse auf den Punkt, die etwas mit der Stelle zu tun haben. Wer seit längerer Zeit arbeitslos ist, der sollte seine Berufserfahrungen und Kenntnisse prägnant in den Vordergrund stellen.
- Ausbildung: Wer noch keine Berufserfahrung mitbringt, nennt seine Ausbildung zuerst. Von Interesse sind dabei auch Ausbildungsschwerpunkte und erste praktische Erfahrungen. (Sehr) gute Abschlüsse können Sie in Ihre Argumentation gleich mit aufnehmen. Wer mindestens eine 2jährige relevante Berufspraxis vorweisen kann, muss seine Ausbildung nicht unbedingt in die Argumentation einflechten.
Formulierungsbeispiele:
Wer sich aus ungekündigter Stellung bewirbt
Ich bin seit über 5 Jahren als Verkäuferin und Modeberaterin für eine Textilhandelskette tätig und verfüge über die topaktuelle Produktkenntnisse im Sortiment “Sportbekleidung und Trainingsgeräte”.
Wer seit mehreren Monaten auf Arbeitssuche ist
Zuletzt war ich als Verkäuferin und Modeberaterin für eine Textilhandelskette tätig. Ich biete Ihnen 5 Jahre Berufserfahrung und zeitgemäße Produktkenntnisse im Sortiment “Sportbekleidung und Trainingsgeräte”.
Wer sich aus Langzeitarbeitslosigkeit bewirbt
Aus über 5jähriger Berufspraxis bin ich mit allen anfallenden Tätigkeiten eines Textilverkäufers bestens vertraut. Meine Beratungskompetenz liegt neben dem Business-Sortiment vor allem in der Sparte “Sportbekleidung und Trainingsgeräte”.
Wer frisch von der Hochschule kommt
Ich habe vor Kurzem mein Bachelor-Studium als Medienpädagoge mit gutem Abschluss beendet. Mit dem Studienschwerpunkt “Projektarbeit mit audiovisuelle Medien” habe ich mir Kenntnisse angeeignet, die ich während meines Praxissemesters in einer Jugendeinrichtung unmittelbar zur Anwendung bringen konnte.