Spezielle Bewerberstrategien
Die speziellen Bewerberstrategien sollten Sie nur unter ganz bestimmten Umständen und nach sorgfältiger Planung verfolgen.
Bewerber-Website
Achtung: Sehen Sie Bewerber-Websites allenfalls als Ergänzung zu herkömmlichen Bewerbungsstrategien. Verzichten Sie lieber darauf, wenn Sie keinen echten Mehrwert anbieten können. Bedenken Sie, dass Sie dem Personaler einen Mehraufwand zumuten, um Sie als Bewerber kennenzulernen.
- Sie können umfangreiche Daten, die über den Umfang einer normalen Bewerbung hinaus gehen, online stellen (Zeugnisbestand, Referenzen in Form von Bild-, Video-, oder Audiodateien)
- Sie können auf einer Kurzbewerbung, Visitenkarte oder in der Email-Signatur auf Ihre Website verweisen
- die Website selbst kann Ihnen als Referenz dienen (z. B. als Programmierer, Designer)
- Sie können sich umfassender mit Ihren Interessen und Aktivitäten präsentieren als in einer schriftlichen Bewerbung (Wer bin ich als Typ?)
- Sie können sich individueller präsentieren als in einem Sozialnetzwerk
- als Laie suche ich nach Anbietern, die es mir ermöglichen, eine eigene Webseite per Mausclick zusammenzustellen (“Homepage-Baukasten”)
- ich achte darauf, dass dieser Webhoster werbefrei ist
- den Zugang zu sensiblen Informationen (z. B. Zeugnisse) gestatte ich nur via Passwort
- wenn ich Bild-, Video- oder Audiodateien veröffentliche (d. h. ohne Passwortschutz), stelle sicher, dass ich über die notwendigen Rechte verfüge (z. B. Erlaubnis vom Bewerbungsfotografen)
- ich biete alle Informationen über mich druckreif als Download an (PDF-Format)
- die Kosten für die Website setze ich ggf. als Werbungskosten von der Steuer ab
Bewerbungsvideo
Achtung: Ergänzen Sie Ihre Bewerbung mit einem Bewerbungsvideo nur dann
- wenn Sie sicher auftreten können und rhetorisch sattelfest sind
- wenn Sie Ahnung davon haben, wie man ein Video zumindest semiprofessionell produziert ODER Sie es sich leisten können einen Dienstleister zu beauftragen
- Sie zum dem Schluss kommen, dass der gewonnene Mehrwert den Aufwand tatsächlich rechtfertigt
- Sie können sich als Person und Typ präsentieren (Auftreten, Kleidungs- und Kommunikationsstil)
- Sie hinterlassen einen nachhaltigen ersten Eindruck
- Sie können Ihre beruflichen Fähigkeiten dokumentarisch festhalten (und nicht nur auf abstrakten Zeugnissen)
- Sie können Ihre rhetorischen Fähigkeiten unter Beweis stellen (Argumentationsvermögen, Sicherheit in der freien Rede, Körpersprache, Artikulation)
- Sie können Fremdsprachenkenntnisse praktisch unter Beweis stellen
- das Video selbst kann als Referenz dienen (Medienbranche)
- das Video ist ein ergänzender Bestandteil meiner schriftlichen Bewerbungsunterlagen
- Datenträger per Post oder Dateien per Email verschicke ich nur in Ausnahmefällen (potenzielles Sicherheistrisiko!) und auf Wunsch, statt dessen:
- mache ich das Video online zugänglich (Website, Online-Festplatte oder Netzwerkprofil) und führe den Link dazu in meinen Bewerbungsunterlagen an
- wenn ich die Bewerbung per Email versende, ist dieser Link anklickbar, bei einer schriftlichen Bewerbung darf die Linkadresse nicht zu lang sein (um sie in die Adresszeile des Browserfensters zu tippen)
- um die Rechte Dritter nicht zu verletzen (bei fremdem Bild/ Tonmaterial), mache ich das Video nur mit einem Zugriffsschutz zugänglich – die Zugriffsberechtigung versende ich dann gleich mit meiner schriftlichen Bewerbung
- den Zugriff auf das Video habe ich erfolgreich getestet
- die Kosten für die Videoproduktion setze ich ggf. steuerlich als Werbungkosten ab
Weitere Tipps zum Bewerbungsvideo (externer Link)
Bewerbung im Ausland
- Sie erweitern Ihren Adressatenkreis und erhöhen damit Ihre Bewerberchancen
- Sie haben Gelegenheit Fremdsprachenkenntnisse und interkulturelle Kompetenz zu trainieren
- Sie beweisen Flexibilität
- Sie verschaffen sich einen Qualifikationsvorteil, wenn Sie im Lebenslauf Auslandserfahrung vorweisen können
- ich kann feststellen, dass es eine realistische berufliche Perspektive in dem Land meiner Wahl gibt (Arbeitsmarktberichte, Recherche in internationalen Jobbörsen, Beratung durch Arbeitsagentur/ZAV-Auslandsvermittlung)
- wenn mein Beruf im Ausland eine staatliche Anerkennung voraussetzt, leite ich nach Möglichkeit ein Anerkennungsverfahren ein
- ich verfüge über die nötigen (fach-)sprachlichen Kenntnisse oder bereite mich mit einem Sprachkurs vor
- ich habe mich über die landestypischen Bewerbungsstandards informiert und entwerfe meine Bewerbungsunterlagen entsprechend
- bei einer Bewerbung im europäischen Ausland kann ich auf die “europass”-Standards zurückgreifen (www.europass-info.de)
- meine Unterlagen sind in der üblichen Business-Sprache des Landes abgefasst
- ich mache ausführliche Angaben zu meinen Sprachkenntnissen (europäische Kompetenzstufen im Verstehen/ Sprechen/ Schreiben, Sprachdiplome, sprachliche Erfahrungen, Auslandserfahrung)
- meine Ausbildungs-Zeugnisse ergänze ich jeweils mit einem Erläuterungsblatt, dass in der Geschäftssprache des Landes verfasst ist und Auskunft gibt über meine erworbenen beruflichen Kompetenzen und Einsatzfelder (eine Liste mit ausgearbeiteten EUROPASS-Zeugniserläuterungen gibt es z. B. hier)
- zur Erläuterung meines Hochschulabschlusszeugnisses kann ich mir von meiner Hochschule ein sog.“Diploma Supplement” ausstellen lassen
- falls es der Arbeitgeber verlangt, lasse ich von relevanten Arbeitszeugnissen eine (beglaubigte) Übersetzung erstellen
- ich informiere mich im Vorfeld ausführlich über Lebens- und Arbeitsbedingungen:
- arbeitsrechtliche Belange (Arbeitszeit, Kündigungsschutz, Urlaub, Probezeit, Mutterschutz, Elternurlaub, Arbeitsschutz, Mindestlöhne, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Überstundenausgleich, Lohnausgleich bei Arbeit am Wochenende/ an Feiertagen, Kündigungsfrist, Streikrecht, Arbeitszeugnisse)
- soziale Absicherung (Gesundheitsversorgung, Rentenansprüche, Arbeitslosenversicherung, Berufsunfähigkeitsversicherung, Berufsunfallversicherung, Familienleistungen)
- Lohnniveau, Steuerabgaben und Lebenshaltungskosten, Hochrechnung eines realistischen Nettoeinkommens
- Konsequenzen für meine sozialversicherungsrechtlichen Ansprüche in meinem Heimatland
- ich habe mich ggf. über Möglichkeiten der Kinderbetreuung/ das Schulsystem informiert
- ich habe mit meiner Krankenkasse beraten, was ich tun muss, um den Versicherungsschutz im Ausland beanspruchen zu können
- ich habe mich über kulturelle Eigenarten des Landes informiert (Stil und Etikette, Kommunikationsverhalten, Kritikbereitschaft, Zeitverständnis, Hierarchieverständnis, Humor, Landesgeschichte, Feiertage, Verkehrsregeln, Politik)
Existenzgründung/ Selbstständigkeit
Achtung: Diese Alternative sollte nur in Frage kommen, wenn Sie sich tatsächlich als Unternehmerpersönlichkeit sehen.
- Sie müssen nicht auf die “richtige” Stelle warten
- Sie können Lücken im Lebenslauf minimieren (auch dann, wenn Sie “nur” Teilzeitunternehmer sind)
- Sie sind unabhängig von einem Arbeitgeber und der Bewerberkonkurrenz
Der Aufbau eines eigenen Unternehmens ist eine verhältnismäßig komplexe Angelegenheit, die je nach Geschäftsfeld in der Umsetzung stark variiert. An dieser Stelle sollen daher nur einige grobe Orientierungspunkte zur Planung einer Selbstständigkeit gegeben werden.
- Roh-Konzept: ich habe meine Geschäftsidee in einem Roh-Konzept skizziert (Was für wen? Wo? Wie? Womit? Wann?)
- Information und Weiterbildung: ich habe Bildungslücken im Bereich Existenzgründung/ Unternehmensführung identifiziert, die ich mit entsprechenden Weiterbildungsmaßnahmen schließe oder indem ich Mitgründer suche, die über entsprechendes Know-How verfügen (Fördermöglichkeiten, Rechtsformen, Steuerpflichten, Arbeitsrecht…)
- Professionelle Begleitung: ich suche Beratungsstellen auf, die mir dabei helfen, mein Roh-Konzept zu konkretisieren und dessen Realisierbarkeit sicherzustellen (Unternehmensberater, Arbeitsagentur, Gründerzentren, IHK, Steuerberater…). Auch während der Anlaufphase kann ich mich von einem Coach begleiten lassen.
- Finanzplanung: ich sammle Informationen über Ausgaben und potenziell verfügbare Finanzmittel in der Anlaufphase meiner Unternehmung
- Businessplan: ich überführe meine Überlegungen in ein Feinkonzept (“Businessplan”), welches Detailfragen zur Finanzplanung, Personalplanung, Gründungsform... beantwortet
- Bankgespräche: ich präsentiere meinen Businessplan verschiedenen Banken und entscheide mich für das attraktivste Kreditangebot
- Erfolgskontrolle: ich analysiere kontinuierlich Markt und Konkurrenz und nutze Controlling-Instrumente und Kennzahlen, um mein Unternehmen strategisch zu steuern (Buchführung, Soll-Ist-Vergleich, Verkaufsstatistiken...)