Anschreiben für Schüler/ Ausbildungssuchende
Auch Schüler können überzeugend argumentieren – selbst ohne Berufsabschluss und -erfahrung.
Einleitung
Idealerweise bewerben Sie sich bereits während der Schulzeit. Ihre "Hau-drauf-Argumente" für die Einleitung sind dabei die folgenden:
- der bevorstehende oder vorhandene Schulabschluss → Hauptkriterium zum Antritt einer Ausbildung
- optional: ein guter Zeugnisdurchschnitt → Beweis für universelle Leistungsmotivation und Lernbereitschaft
- optional: gute Zeugnisnoten in Mathematik und/ oder Deutsch (beides sind Schlüsselfächer!), Leistungskursen bzw. Schwerpunktfächern und/oder Fächern, die mit dem Ausbildungsberuf zu tun haben → Beweis für Lernvermögen und angehendes Fachverständnis
- erste Einblicke in den Wunschberuf durch ein Praktikum/ Praktika (berufsfremde Praktika sollten Sie nicht in der Einleitung unterbringen, allenfalls im Hauptteil) → Beweis dafür, dass Sie wissen, worauf Sie sich einlassen
Ich werde im Juni dieses [nicht "diesen"!] Jahres die Realschule mit voraussichtlich gutem Notendurchschnitt abschließen. Das Halbjahreszeugnis bescheinigt mir gute Leistungen in Mathematik und Deutsch. Zudem konnte ich während eines 2wöchigen Praktikums in einer Autowerkstatt erste praktische Erfahrungen als Kfz-Mechatroniker sammeln und meinen Entschluss für diesen Ausbildungsberuf festigen.
Hauptteil
Sofern eine Ausbildungsstelle ausgeschrieben ist, sollten Sie Ihr Argumentationsgerüst anhand einer Anzeigenanalyse aufbauen.
Oder Sie lassen sich von den folgenden Leitfragen inspirieren, um weitere Argumente für Ihr Anschreiben zu entwickeln. Das kann zunächst durchaus stichpunktartig geschehen. Lassen sie sich nicht von Formulierungsblockaden aufhalten und konzentrieren Sie ausschließlich auf die Argumentation. Eine Fliesstextversion zu dieser Stoffsammlung finden Sie unter dem Navigationspunkt Musteranschreiben.
- Welche Aufgaben haben Sie während des Praktikums übernommen? Achten Sie darauf, nur berufsrelevante Praktika näher zu erläutern.
- Ölwechsel
- Reifenwechsel
- Wiederaufbereitung von Fahrzeuginnenräumen
- Korrosionsbehandlung an Karosserien
- Wie haben Sie sich noch über Ihren Wunschberuf informiert? Bei der Berufsberatung, im KursNet, in Broschüren, an einem Tag der offenen Tür oder gar aus „erster Hand“?
- Onkel ist Kfz-Meister
- Inwiefern werden Sie den Anforderungen gerecht, die dieser Beruf an Sie stellt? Bringen Sie vielleicht schon berufsbezogene Kenntnisse oder Fertigkeiten mit?
Ihre schulische Eignung haben Sie bereits in der Einleitung erwähnt. Nun können Sie auch Bezug nehmen auf außerschulische Leistungen, persönliche Stärken oder berufsverwandte Freizeitinteressen.
- bin von kräftiger Statur und kann gut zupacken
- ruhige Hand beim Reparieren defekter Elektrogeräte mit dem Lötkolben
- Wartungs- und Reparaturarbeiten am eigenen Motorroller
- dadurch Grundkenntnisse in der Werkzeug- und Materialkunde, sicherer Umgang mit Schlagschrauber und Gabelschlüsseln
- Was machen Sie im Moment? Klären Sie den Leser in jedem Fall über Ihre gegenwärtige Beschäftigungssituation auf. Die Frage kann übersprungen werden, falls schon die Einleitung Antwort darauf gibt.
- Berufsvorbereitungsjahr beim Gemeinnützigen Weiterbildungsverbund Musterstadt
- Durchlauf mehrerer betrieblicher Praktika (Einzelhandel, Schreinerei, Kfz-Meisterei)
- optional: Welche anderen Tätigkeiten und Erfahrungen sprechen (aus überfachlicher Perspektive) für Ihre Eignung? Zum Beispiel:
- Schülersprecherfunktion
- Redakteur der Schülerzeitung
- Organisation von Abschlussfahrten/-bällen
- Teilnahme an Olympiaden/ Wettbewerben
- sportliche Erfolge
- Ausübung von Neben- oder Ferienjobs
- Teilnahme an Austauschprogrammen
Angaben dieser Art sind in einem Arbeitnehmeranschreiben eher unüblich. Als Schüler können Sie ruhig darauf eingehen, wenn Sie merken, dass auf der Seite noch Platz verfügbar ist. Alternativ bringen Sie diese Informationen im Lebenslauf unter – entweder als Zusatzinformation unterhalb Ihrer Schulstation oder unter der Rubrik "Sonstiges".
Überfachliche Qualifikationen- Teilnahme an einem vierwöchigen Austauschprogramm nach England
- aktiver Spieler im Musterstädter Handballverein: letztes Jahr Aufstieg in die Kreisklasse
- erläutern Sie dem Leser Leistungseinbrüche, (unentschuldigte) Fehltage, Ausbildungsabbrüche oder Schulwechsel, sofern Sie eine nachvollziehbare Begründung liefern können – verzichten Sie jedoch darauf, wenn die Begründung zu Ihrem Nachteil ausgelegt werden könnte (z. B. Schwänzen, Schulverweis, "der Lehrer war Schuld" o. Ä.)
- schlechterer Notendurchschnitt durch einen umzugsbedingten Schulwechsel in ein anderes Bundesland
- Lehrstoffdefizite konnte ich inzwischen durch Inanspruchnahme von Nachhilfe weitgehend aufholen, d. h. der Notenschnitt hat sich insgesamt auf derzeit 3,0 verbessert.
Gehen Sie davon aus, dass Sie im Vorstellungsgespräch in jedem Fall auf Fehltage, Schulwechsel oder schlechte Noten angesprochen werden. Sie haben dann immer noch Gelegenheit, die Karten auf den Tisch zu legen und Einsicht zu zeigen. Keinesfalls aber sollten Sie sich in Schönfärberei versuchen oder gar blocken – wenn man Ihr Verhalten für unaufrichtig befindet, dann haben Sie verloren.
Schlussteil
- Was motiviert Sie, ausgerechnet diesen Beruf zu ergreifen?
- grobe und filigrane Arbeiten zugleich
- gutes Gefühl, technische Probleme zu überwinden
- Haben Sie einen besonderen Grund, warum gerade dieses Unternehmen als Ausbildungsbetrieb in Frage kommt?
- guter Ruf im familiären Umfeld
- in wenigen Minuten Fahrzeit erreichbar
- Wie möchten Sie weiter verfahren?
- persönliches Treffen anberaumen
- nach Möglichkeit Betriebsbesichtigung?
- evtl. Praktikum während der Winterferien anbieten?