Erfolg nach Plan
Strategisches Vorgehen ist eine wesentliche Grundlage dafür, erfolgreich zu sein. Nach dem Prinzip "Versuch und Irrtum" zu handeln heißt, Mißerfolg billigend in Kauf zu nehmen. Das gilt für den Aufbau eines Wohnzimmerschranks genau so wie für ein Vorstellungsgespräch. Es geht also vor allem darum, systematisch, d. h. planvoll zu handeln. Ein sogenanntes "Vorgehensmodell" hilft dabei, Absichten systematisch in Handlungen zu überführen.
1. Problem diagnostizieren
Erfolgreich sein, heißt vor allem eines: Probleme lösen können. Ein Unternehmer tut im Prinzip nichts anderes, als Probleme zu suchen und Lösungen dafür zu entwickeln. Probleme bzw. Optimierungspotenzial zu erkennen ist gar nicht so einfach. Meist ist es hilfreich, Dritte in die Problemanalyse mit einzubeziehen, da man selbst aufgrund von „Betriebsblindheit“ die existenten Probleme nicht (mehr) wahrnimmt. Erkennen Sie im IST-Zustand also zunächst das Problem. Beschreiben Sie möglichst exakt, was Ihnen nicht passt oder worin die Schwierigkeit besteht. Wo sehen Sie Veränderungsbedarf bzw. Verbesserungspotenzial?
Wenn Sie arbeitssuchend sind und glauben, dass Ihr Problem einzig darin besteht arbeitslos zu sein, dann verkennen Sie eine Reihe von weiteren Problemen, die damit einher gehen (und wahrscheinlich eher den Kern der Sache treffen):
- materielle Not, Geldknappheit
- soziale Isolation, keine Teilhabe am gesellschaftlich-kulturellen Leben
- Qualifikationsverlust, Verkümmern von Fähigkeiten
- geringes Selbstwertgefühl
- Verlust einer geregelten Tagesstruktur
- Verlust der physischen/ psychischen Belastbarkeit
Es ist wichtig, diese Probleme zu identifizieren, weil sich Ihnen dadurch Handlungsmöglichkeiten eröffnen, die über ein „ich muss mich halt bewerben“ hinaus gehen. Sehen Sie die Aufnahme einer Arbeit nicht als Ultima Ratio. Alle genannten Probleme können auch anderweitig angegangen werden. Machen Sie sich bewusst, dass Ihre Identität und Handlungsfähigkeit nicht allein davon abhängt, ob Sie in Arbeit stehen oder nicht – auch wenn eine leistungsorientierte Gesellschaft diesen Gedanken nahelegt. Eine ehrenamtliche Tätigkeit, eine kleinere Wohnung, die Regulierung des Einkaufsverhaltens, Sport treiben, Handwerksarbeiten – all dies sind Handlungsalternativen, auf die sie nur stoßen, wenn Sie Ihr Problem konkret benennen können.
Sie bewegen sich damit bereits auf ein Ziel zu, dass Sie erreichen wollen. Das Erkennen von Problemen dient also der Zielfindung.
2. Visionen und Ziele
Formulieren Sie aus der Diagnose heraus den SOLL-Zustand. Stellen Sie sich bildhaft den Moment vor, in dem Ihr Problem überwunden ist. Das ist Ihre Vision. Visionäres Denken spielt im gesamten Handlungsprozess eine Schlüsselrolle:
- es dient der Selbst- und Fremdmotivation und fördert das positive Denken
- es dient der Zielformulierung und Zielerreichungskontrolle
Gestatten Sie sich regelmäßig einen gedanklichen Ausflug zu Ihrem Wunschzustand. Je genauer Ihr Bild von dem ist, was sie erreichen wollen, desto leichter wird es fallen, daran zu arbeiten. Ausgehend von Ihrer Vision werden Sie konkreter: Sie fassen Ihr Ziel in Worte – und zwar so präzise, dass es zum Handeln auffordert. Die meisten Menschen scheitern bereits an dem Versäumnis, handfeste, konkrete Ziele zu definieren.
„Erfolgreich sein“, „Arbeit haben“ – all dies sind leere Worthülsen. Was bedeutet Erfolg in Ihren Augen? Wie genau soll Ihre Arbeit beschaffen sein? Eine Vollzeitstelle? Eine Anstellung? Selbstständigkeit? Eine geringfügige Beschäftigung? Beschreiben Sie anhand Ihrer Wunschkriterien genau wonach Sie suchen, sonst können Sie es auch nicht finden.
Ein Ziel wird dann konkret und griffig, wenn Sie sich bei der Formulierung an das SMART-Prinzip halten. Ein solide formuliertes Ziel ist demnach:
- Spezifisch: Sagen Sie nicht: „Ich will abnehmen“, sagen Sie „Ich wiege 5 kg weniger als jetzt.“ Sagen Sie nicht: „Ich möchte erfolgreich sein.“, sagen Sie „Ich befinde mich in einem Vollzeitangestelltenverhältnis als Anlagenmechaniker mit einem Mindestverdienst von 1500 € Brutto im Monat.“
- Messbar: Messbare Ziele sind kontrollierbar, d. h. IST- und SOLL-Zustand können miteinander verglichen werden. Das ist ein unabdingbares Kriterium, um festzustellen, ob ein Ziel erreicht wurde. Messbar wird ein Ziel durch die Festlegung von Eigenschaften oder Messwerten (also in Form von Zahlen). Häufig können Dokumente herangezogen werden, um die Erreichung eines Ziels zu belegen, bspw. Zeugnisse, Verträge, Haushalts- oder Trainingspläne...
- Anspruchsvoll: Stecken Sie Ihre Ziele nicht zu niedrig. Anspruchsvolle Ziele sind motivierender und rufen womöglich ein Potenzial ab, dass Sie sich gar nicht zugetraut haben. Schon Goethe stellte fest: „Ziele sind die Vorgefühle der Fähigkeiten, die in uns sind“. 100 g Körpergewicht zu verlieren, wäre ein Ziel ohne Herausforderungscharakter.
- Realistisch: Stecken Sie Ihre Ziele nicht zu hoch. Ohne Erfolgserlebnisse werden Sie ziemlich schnell die Lust an Ihrer Zielarbeit verlieren. Splitten Sie komplexe Ziele lieber in Etappenziele auf oder drehen Sie die Stellschrauben, die Ihr Ziel messbar machen, etwas lockerer. Ohne Ausbildung einen Monatsverdienst von 3000 € anzustreben, wäre ziemlich unrealistisch.
- Terminiert: Notieren Sie sich die Erreichung Ihres Ziels im Terminkalender. Das wird sie antreiben und im besten Fall auch ein schlechtes Gewissen bereiten, wenn Sie Zeit haben tatenlos verstreichen lassen. Halten Sie sich Ihr Ziel immer wieder vor Augen – am Kühlschrank, an der Pinwand, auf dem Nachtschrank, am Rasierspiegel... Idealerweise weihen Sie auch andere Menschen in Ihr Vorhaben ein. Das weckt Erwartungshaltungen, die Ihnen Feuer unter dem Hintern machen.
Ein arbeitssuchender Arbeitnehmer könnte demnach folgendes Ziel festlegen: „Am 1. März befinde ich mich in einem Vollzeitangestelltenverhältnis als Anlagenmechaniker mit einem Mindestverdienst von 1500 € Brutto im Monat.“
3. Ressourcen identifizieren
In die Überlegungen zur richtigen Vorgehensweise sollten unbedingt die verfügbaren Ressourcen mit einbezogen werden. Ressourcen können uns Möglichkeiten gleichermaßen eröffnen wie verschließen. Unter die Kategorie Ressourcen fallen:
- Materialien
- Menschen/ Institutionen
- Zeit
- Geld
- Informationen/ Wissen
Vielleicht gibt es schon vorgefertigte Lösungen für unsere Problemstellung und wir müssen das Rad gar nicht neu erfinden? Vielleicht gibt es kompetente Personen, die uns mit Ihrem Rat zur Seite stehen können? Vielleicht gibt es Informationsquellen, die wir konsultieren können, um uns handlungsfähig zu machen. Vielleicht müssen wir aber auch berücksichtigen, dass für unser Vorhaben nur ein bestimmtes zeitliches oder finanzielles Budget zu Verfügung steht.
Fragen Sie sich: Welche Mittel, die entweder schon vorhanden oder (ohne größeren Aufwand) beschaffbar sind, können mir dabei helfen, mein Ziel zu erreichen?
Wir stellen diese Frage noch vor der Strategiefindung, weil es letztlich immer darum geht, ökonomisch mit Ressourcen umzugehen. Sie können Geld sparen, indem Sie mit dem arbeiten, was Sie haben (müssen aber womöglich Zeit investieren, um daraus etwas zu entwickeln). Sie können fertige Lösungen erwerben, die Ihnen Entwicklungszeit sparen (aber womöglich eine teure Investition sind).
Eine Strategie zu entwickeln, ohne die Ressourcen zu berücksichtigen, könnte einen unnötigen Zeit- und/ oder Geldverlust nach sich ziehen.
Auch im Bewerbungsprozess beeinflussen Ressourcen die Vorgehensweise!
- Zeitliche Ressourcen: Aus der Arbeitslosigkeit heraus sollten Sie innerhalb von 3 – 6 Monaten eine neue Stelle finden. Spätestens nach einem Jahr wird Ihre Arbeitslosigkeit automatisch als Qualifikationsverlust gewertet. Halten Sie sich auch vor Augen, dass Sie nach 6 bis 12monatiger Arbeitslosigkeitvom Alg1- in den Alg2-Bezug abrutschen (je nach Dauer des Beschäftigungsverhältnisses), was gravierende Einschnitte in den bisher gepflegten Lebensstandard zur Folge haben kann.
- Finanzielle Ressourcen: Bewerbungen kosten Geld – Mappen, Fotos, Druckertinte, Porto, Reisekosten… Stellen Sie fest, wie hoch das Budget ist, das Sie monatlich für Bewerbungszwecke aufwenden können. Dann können Sie auch entscheiden, ob kostspieligere Varianten (z. B. Stellengesuche in Tageszeitungen) für Sie in Frage kommen. Aber selbst wenn Ihnen kein müder Cent zur Verfügung steht, gibt es Möglichkeiten, sich zu bewerben – Sie müssen nur die richtige Strategie wählen.
- Informationen/ Wissen: Fragen Sie sich, welche Informationsressourcen Ihnen als Bewerber zur Verfügung stehen. Vielleicht besitzt jemand aus Ihrem Freundeskreis einen Bewerberratgeber? Vielleicht finden Sie auch im Internet eine nützliche Ressource :-). Vielleicht haben Sie über Beziehungsarbeit aber auch Kenntnis von versteckten Stellen, die für Sie in Frage kommen könnten.
- Menschliche/ institutionelle Ressourcen: Wenn Sie sich allein nicht recht zu helfen wissen, dann sind vielleicht andere in der Lage, Ihnen zu helfen. Möglicherweise kann jemand aus Freundeskreis Ihren Lebenslauf tippen oder Sie weiterempfehlen. Der Fallmanager der Arbeitsagentur kann Ihnen Stellenvorschläge machen und Informationen über Förderungsmöglichkeiten (Weiterbildungen, finanzielle Hilfeleistungen) geben. Bildungsträger bieten Bewerbertrainings an, soziale Beratungsstellen leisten Lebenshilfe bei finanziellen, familiären oder psychischen Problemen.
- Material: Haben Sie schon einmal eigene Bewerbungsunterlagen erstellt? Dann sollten Sie auf diese Ressource zurückgreifen, statt wertvolle Zeit darauf zu verwenden, neue Unterlagen zu erstellen. Lassen Sie sich auch mal die Bewerbungsunterlagen aus Ihrem Freundeskreis zeigen, um sich inspirieren zu lassen.
4. Lösungsstrategien entwickeln
Nun begeben Sie sich in die kreative Phase. Bewegen Sie sich weg von dem "Ich möchte erreichen" (WAS) hin zum "Ich tue dafür" (WIE). Es müssen – aus möglichst unterschiedlichen Perspektiven – Überlegungen angestellt werden, wie unter Einbezug der vorhandenen Ressourcen dem Problem beizukommen ist.
Ein anderer Weg, Lösungsstrategien zu entwickeln, besteht darin, Ursachenforschung zu betreiben – nämlich anhand der identifizierten Probleme aus der Diagnosestellung. Was könnte der Grund dafür sein, warum Sie sich in dieser Lage befinden?
Mögliche Ursachen für Arbeitslosigkeit können sein:
- fehlende fachliche Qualifikation
- mangelnde Schlüsselqualifikation (Teamfähigkeit, Selbstständigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Etikette…)
- fehlende Erfahrung
- eingeschränkte Mobilität: kein Führerschein/kein Fahrzeug/keine öffentliche Verkehrsanbindung
- zu hohe Ansprüche (Mobilität, Verdienst, Tätigkeiten)
- gesundheitliche Einschränkungen
- keine Betreuungsmöglichkeit für Kinder
- unausgereifte Bewerbungsstrategie (unvorteilhafte Bewerbungsunterlagen, unzureichende Bewerbungsbemühungen…)
- geringe Motivation
- strukturschwache Region
Aus den erkannten Ursachen lassen sich nun ziemlich einfach Lösungsstrategien formulieren. Verlieren Sie sich an dieser Stelle aber noch nicht in den teuflischen Details! Es geht schlichtweg um die Frage, wie man sich seinem Ziel aus verschiedenen Richtungen nähern kann. Erstellen Sie Ihren Maßnahmekatalog am besten mit einem Brainstorming in Form einer Mind-Map und mit Hilfe von Verben (Tätigkeitswörtern). Fällt es Ihnen schwer, Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln, gehen Sie zurück zu Punkt 3 und überlegen Sie, wer Ihnen als Experte dabei behilflich sein könnte.
5. Strategieentscheidung
Wählen Sie aus allen Strategien die erfolgversprechendste aus. Wägen Sie dazu Aufwand, Ertrag und (Miß-)Erfolgswahrscheinlichkeit der Strategien gegeneinander ab. In der Bewerberpraxis genügt in der Regel eine Schätzung über den Daumen. Im Unternehmenskontext werden dagegen Statistiken und Kalkulationen als Entscheidungshilfe herangezogen. Sofern es die Ressourcen zulassen, können Sie natürlich auch mehrere Strategien parallel verfolgen.
In unserem Beispiel ist es zunächst am effektivsten, an der Bewerbungsstrategie zu arbeiten. Alle anderen Strategien erfordern einen weitaus höheren finanziellen und zeitlichen Aufwand – und garantieren ohne Bewerbung auch keinen Arbeitsplatz.
6. Strategie verfeinern, Handlungsschritte ausarbeiten
Wenn Sie sich für eine Strategie entschieden haben, erstellen Sie einen Aktionsplan – sprich: eine Auflistung ganz konkreter Vorhaben, die Sie in Ihrem Terminkalender festhalten können. Dazu ist es unter Umständen nötig, Substrategien zu entwickeln und auszuwählen, d. h. Schritt 4 und 5 zu wiederholen, ehe einzelne Handlungsschritte daraus formuliert werden können.
In unserem Beispiel splitten wir die übergeordnete Strategie "Bewerbungsstrategien optimieren" in mehrere Substrategien auf, z. B. durch die "Ausarbeitung aussagekräftiger Unterlagen" oder die "Vorbereitung von Vorstellungsgesprächen". Um dies zu veranschaulichen sind Mind-Maps ideal.
Als nächstes splitten Sie Ihre Etappenziele (grüne Ovale) nötigenfalls in weitere Unterziele (grüne Kästchen) auf, bis Sie bei einer konkreten ausführbaren Tätigkeit angelangt sind (violette Kästchen).
Zu guter Letzt müssen Sie diese (hier violett markierten) Einzelschritte in Ihrem Terminkalender oder auf einer To-Do-Liste verankern. Damit brechen Sie Ihr großes Ziel auf Wochen- oder Tagesziele herunter. Wenn Sie zu Bett gehen und wissen, was Sie morgen zur Erreichung Ihres Ziels beitragen können, sind Sie auf einem guten Weg.
7. Durchführung
Der beste Plan nützt nichts, wenn er nicht in die Tat umgesetzt wird. Neben strategischem Vorgehen ist kontinuierliches Arbeiten ein wesentlicher Faktor, um erfolgreich zu sein. Die beste Voraussetzung dafür sind regelmäßige Arbeitsrhythmen: reservieren Sie am besten feste Zeiten in Ihrer Tages- bzw. Wochenstruktur, um Ihren Bewerbungsaktivitäten nachzugehen. Wenn auch das nicht zieht, dann kann Ihnen vielleicht ein Arbeitsgruppe oder ein persönlicher Coach auf die Sprünge helfen.
8. Nachbereitung: Erfolgskontrolle, Fehleranalyse und Dokumentation
Nach allem steht die Frage, ob Sie erfolgreich waren oder nicht. Lassen Sie Lösungen, die zum Erfolg geführt haben, nicht in Vergessenheit geraten. Vielleicht sehen Sie sich früher oder später veranlasst, darauf zurückzugreifen. Dokumentieren und archivieren Sie daher Ihre Arbeitsergebnisse.
Falls Sie nicht erfolgreich waren, forschen Sie nach der Ursache. Gehen Sie alle Punkte noch einmal durch: Wurde das Problem überhaupt richtig erkannt? War das Ziel zu hoch gesteckt? Wäre vielleicht eine andere Strategie die bessere Wahl? War die Durchführung konsequent genug? Entwickeln Sie daran anknüpfend eine neue Handlungsstrategie. Lassen Sie sich vor allem nicht entmutigen, weiter an Ihrem Vorhaben zu arbeiten. Sehen Sie Sie einen Misserfolg als Chance Ihre Vorgehensweise zu optimieren.
Dokumentieren Sie jede einzelne Bewerbung und führen Sie Buch über Erfolg- oder Misserfolg. Starten Sie sog. Nachfassaktionen: informieren Sie sich beim Unternehmen über den Stand Ihrer Bewerbung und bitten Sie ggf. um Rückmeldung, warum andere Bewerber den Vorzug erhalten haben. Reflektieren Sie jedes Vorstellungsgespräch schriftlich: Welche Fragen haben Sie verunsichert? In welchen Situationen konnten Sie überzeugen? Nutzen Sie Ihre Erkenntnisse, um sich besser auf das nächste Gespräch vorzubereiten.