Online-Tools zur Erstellung von Bewerbungsunterlagen
Neben Textverarbeitungsprogrammen für den Desktop sind auch Web-Anwendungen erwähnenswert, die speziell darauf ausgelegt sind, den Bewerber beim Entwurf von Bewerbungsunterlagen zu unterstützen. Oft geschieht dies anhand von Vorlagen, die wie ein Formular ausgefüllt und lokal und/oder online gespeichert werden können. Beispiele sind:
Vorteile gegenüber Textverarbeitungsprogrammen | Nachteile gegenüber Textverarbeitungsprogrammen |
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Eine echte Alternative zu Word oder Writer?
Online-Editoren für Bewerbungsdokumente sind auf den ersten Blick eine bequeme und zeitsparende Alternative zu Installationsprogrammen wie Word oder Writer. Die Bedienoberfläche ist übersichtlich gehalten und intuitiv, Design-Vorlagen liefern ansprechende Ergebnisse und digitale Assistenten führen Schritt für Schritt durch die Anwendung. Und irgendwie verleitet all das zu der Annahme, dass man hier mit weniger Aufwand schneller zum Ziel kommen kann. Dem gegenüber ist die Lernkurve von handelsüblicher Software gemeinhin deutlich höher – was Bewerber umso mehr zur Verzweiflung treibt, wenn knappe Bewerbungsfristen einzuhalten sind. Trotzdem gibt es gute Argumente, die im Vergleich für den Einsatz von klassischer Textverarbeitungs-Software sprechen.
Mit einem lokal installierten Programm behalten Sie jederzeit die Hoheit über Ihre Daten. Bei Online-Werkzeugen geben Sie Ihre Daten i. d. R. in die Hände eines Dienstleisters. Und Bewerberdaten sind überaus sensibel: Name, Foto, Adressdaten, Telefonnummer, Familienverhältnisse, möglicherweise sogar eine digitale Unterschrift … das ist alles, was man für einen Identitätsdiebstahl braucht! Datenlecks gehören allen Datenschutzbeteuerungen zum Trotz leider zur Realität des Internets. Dieses Risiko sollten Sie immer im Hinterkopf behalten.
Um den Online-Dienst vollumfänglich nutzen zu können, ringt man Nutzern oft noch eine Registrierung ab, die mit der Zustimmung zu allerhand Datenverarbeitungstätigkeiten einhergeht. Die geschehen natürlich nicht nur im Interesse des Nutzers, sondern auch im Interesse des Unternehmens. Dazu gehört u. a. die Absicht, mit Ihren Daten zu wirtschaften. Das gestaltet sich z. B. derart, dass Ihr Profil oder Ihre Email-Adresse zur Auslieferung von Stellenanzeigen genutzt wird, welche im Auftrag von Dritten kostenpflichtig geschaltet werden. Werfen Sie unbedingt einen Blick in die Datenschutzerklärung, um zu erfahren, in welchem Umfang Ihre Daten genutzt werden. Hier gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen Diensteanbietern.
Der Aspekt der Datenhoheit schließt auch die Archivierbarkeit Ihrer Daten mit ein. Als Bewerber sollten Sie natürlich ein Interesse daran haben, Ihre Unterlagen dauerhaft und modifizierbar abzulegen. So müssen Sie das Rad nicht noch einmal komplett neu erfinden, wenn Sie sich nach einem längeren Zeitraum wieder auf eine neue Stelle bewerben. Wenn Sie Ihre Daten in einem lokalen Textverarbeitungsprogramm speichern, ist das weitgehend unproblematisch – Sie archivieren die Datei und können Sie jederzeit wieder öffnen und bearbeiten. Bei einem Online-Dienst ist das womöglich nicht so einfach, da die Dokumente ausschließlich im Online-Editor bearbeitbar und mitunter nur als PDF abrufbar sind. Sofern Ihre Daten dann nicht in einem Nutzerkonto gespeichert werden, müssen Sie Ihre Unterlagen jedes mal komplett neu entwerfen. Hinzu kommen Löschfristen wie im Bewerberportal der Arbeitsagentur, wo die kompletten Bewerberdaten nach 10 Monaten Inaktivität standardmäßig gelöscht werden. Und was macht man eigentlich, wenn einige Jahre später der favorisierte Online-Dienst überhaupt nicht mehr existiert...?
Zu den wesentlichen Merkmalen der Online-Bewerbungshelfer zählt auch, dass sich die Anwender in einer festen Struktur bewegen, die nicht oder nur in Grenzen veränderbar ist. Das ist einerseits ein Vorteil, weil sich Formatierungsarbeiten und konzeptionelle Überlegungen auf ein Minimum reduzieren. Das ist andererseits aber auch von Nachteil, weil Bewerber die Chance liegen lassen, ihre Unterlagen wirklich individuell zu gestalten. Wenn ein Teil der Bewerber-Schar auf immer gleiche Vorlagen zurückgreift, dann hat das bei Personalern natürlich auch Wiedererkennungswert und legt Urteile nahe, die nicht unbedingt für die Arbeitsmoral eines Kandidaten sprechen. Bewerben heißt immer auch, sich ein Stück weit von der Konkurrenz abzuheben – Fertiglösungen können dieser Anforderung nicht gerecht werden.
Nicht zuletzt ist auch der Aspekt der Lernerfahrung zu berücksichtigen. Eine Bewerbung von Grund auf im Textverarbeitungsprogramm zu entwerfen ist das beste Training, das Sie durchlaufen können. Damit entwickeln Sie Medienkompetenz, die Sie letztlich auch in der Bewerbung selbst als Argument anführen können. Im Berufsalltag sind Textverarbeitungsprogramme wie Word ohnehin verankert. Peinlich ist nur, wenn Sie mit schicken Bewerbungsunterlagen der Online-Assistenten ankommen, aber dann nicht mal in der Lage sind einen Brief aufzusetzen...
Fazit: Wenn Sie als Bewerber kurz angebunden sind, noch keine Bewerbungsunterlagen entworfen haben und sich auch sonst nicht mit Textverarbeitung auskennen, dann sind Online-Editoren durchaus eine praktikable Alternative. Bedenken bleiben vor allem hinsichtlich der Sicherheit und Nutzung sensibler persönlicher Daten bestehen. Den Umgang mit Textverarbeitungsprogrammen zu erlernen, ist zwar etwas zeitaufwändiger, aber eine Investition, die sich auf lange Zeit bezahlt macht.
Tutorials zur Textverarbeitung finden Sie im Praxisbereich und im Youtube-Kanal von netzbewerber.net.