Der ideale Bewerber aus Personalerperspektive
Die meisten Bewerber werden auf die Ausprägung ganz bestimmter Basiskriterien überprüft. Die Wunschvorstellungen sind – abgesehen vom spezifischen Fachwissen – bei vielen Personalern ziemlich deckungsgleich.
Fachliche Eignung
Beweisführung durch: relevante und zeitgemäße Erfahrungswerte, Ausbildung, Weiterbildungen, Referenzen, Erfolge.
In erster Linie brauchen wir einen Mitarbeiter, der sich in diesem Fachbereich auskennt. Seine Kenntnisse kann er uns anhand von Zeugnissen nachweisen. Idealerweise hat er sein Handwerk von der Pike auf gelernt. Mehrjährige Berufserfahrung ist natürlich der beste Eignungsnachweis, wobei die Erfahrungen möglichst aktuell sein sollten. Wenn der Mitarbeiter auf der Höhe der Zeit steht, können wir davon ausgehen, dass der Einarbeitungsaufwand geringer ausfällt. In diesem Zusammenhang wäre es auch von Vorteil, wenn der Mitarbeiter aus dem unmittel- oder mittelbaren Unternehmensumfeld stammt. Wer mit den internen Prozessen, der Infrastruktur und Unternehmenskultur bereits vertraut ist, kann schneller produktiv werden. Eine Vertrauensbasis wäre dann natürlich auch schon vorhanden.
Leistungsbereitschaft/ Motivation
Beweisführung durch: gute oder sehr gute (Arbeits-)Zeugnisse, Übernahme verantwortungsvoller Aufgaben, Neben-/Ferienjobs, Anzahl der Weiterbildungen, freiwillige Praktika, Nachfassaktionen, Zusatzengagement in der Freizeit, Schul- oder Studienprojekte (Abi-Rede halten, Abi-Feier organisieren, Schülerzeitung gestalten, Schülerband, Teilnahme an Mathematikolympiaden/ Sportwettkämpfen, Campusveranstaltungen/-initiativen), gute Kopfnote Mitarbeit, Anzahl der entschuldigten/ unentschuldigten Fehltage im Zeugnis, der Bewerber zeigt in seiner Argumentation, dass er sich über das Berufsbild/ das Unternehmen informiert hat. Teilnahmen an Tagen der offenen Tür/ Ausbildungs- bzw. Jobmessen, Initiativbewerbungen.
Wir brauchen einen Mitarbeiter der eigenverantwortlich handelt und sich auch ohne direkte Anweisung in Bewegung setzt. Es gehört zu seinem Selbstverständnis, sich Ziele zu setzen und darauf hinzuarbeiten. Wenn es die Umstände erfordern, kann er das starre 8-bis-17-Uhr- Routineverhalten ablegen und auch in Belastungssituationen seine Motivation aufrechterhalten. Er denkt wirtschaftlich im Interesse des Unternehmens und verfällt nicht ausschließlich in Anspruchsdenken – er bietet sich an, übernimmt Verantwortung und möchte Verbesserungen anstoßen.
Sozialkompetenz/ Teamfähigkeit
Beweisführung durch: Projekterfahrung, Führungserfahrung, Tätigkeit im Dienstleistungsgewerbe, soziales Engagement, Teamsport, Tätigkeit als Schülersprecher/ Studierendenvertreter, gute Kopfnote Verhalten, Ausdrucksfähigkeit im Anschreiben, telefonischer Kontakt vor dem Einreichen der Bewerbungsunterlagen, im persönlichen Kontakt: sicheres Auftreten, Stilsicherheit, Einhaltung von Kommunikationsregeln.
Wir brauchen einen Mitarbeiter mit möglichst wenig Reibungspunkten im persönlichen Umgang. Er ist professionell genug, um persönliche Ressentiments Unternehmenszielen unterzuordnen. Er ist selbstbewusst genug, um eigene Belange bestimmt, aber respektvoll vorzutragen. Konflikte rufen weder Flucht- noch Angriffsverhalten aus. Er ist fähig, Kritik auf Augenhöhe zu äußern und zu empfangen. An Misserfolgen erkennt er seinen eigenen Anteil. Er lässt sich nicht selbstgerecht über ungünstige Umstände oder fremdes Fehlverhalten aus – er versucht Lösungsprozesse in Gang zu bringen, statt Problemdenken zu zelebrieren. Das Prinzip Kundenorientierung und der Dienstleistungsgedanke prägen sein Handeln und Auftreten. Er kann sich sicher auf dem gesellschaftlichen Parkett bewegen, beherrscht die Regeln der Kommunikation und achtet auf sein äußeres Erscheinungsbild. Er ist fähig, seine Stärken und Schwächen zu reflektieren, kennt sein Rollenverhalten und kann dieses idealerweise auch anpassen: “führen” und “ausführen” sind für Ihn vereinbare Begriffe. Er ist entschlossen genug, sich argumentativ gegenüber Opponenten zu behaupten und sensibel genug, um auf die Bedürfnisse anderer einzugehen. Wünschenswert ist die Eigenschaft, das Betriebsklima positiv zu beeinflussen, Mitarbeiter zu motivieren und in einer Vermittlerposition Meinungsdifferenzen auszugleichen.
Lernbereitschaft
Beweisführung durch: mehrere Praktika, Auslandsaufenthalte, Fremdsprachenkenntnisse, wechselnde Aufgabengebiete, wechselnde Arbeitgeber, Weiterbildungen, musikalische Fertigkeiten, Teilnahme an Wettbewerben wie “Jugend forscht”, weitere Ausbildungsalternativen neben dem Wunschberuf (“Plan B”).
Wir brauchen einen Mitarbeiter, der bereit ist, mit der Zeit zu gehen. Er ist in der Lage, Herausforderungen anzunehmen und Veränderungen mitzutragen. Er kann sich auf neue Aufgabenbereiche einlassen und sich diese selbstständig erschließen. Er erkennt eigene Wissenslücken und ist bestrebt, diese im Rahmen seiner Möglichkeiten eigenständig zu schließen. Er glaubt an seine Entwicklungsfähigkeit und stellt sich ungewohnten Aufgaben gerade deswegen, weil er sie noch nicht beherrscht.
Kontinuität
Beweisführung durch: mehrjährige Verweildauer bei Arbeitgebern (kein "Jobhopping"), gleichbleibend gute Beurteilung in Arbeitszeugnissen, Lebenslauf enthält keine größeren Lücken/ Auszeiten, Lebenslauf lässt einen roten Faden erkennen, andauernde Weiterbildungsbemühungen, in ungekündigter Stellung tätig, keine Ausbildungs-/ Studien-/ Maßnahmeabbrüche
Wir brauchen Planungssicherheit, das heißt wir benötigen einen Mitarbeiter, auf den wir uns 100%ig verlassen können. Jede Stellenbesetzung stellt eine Investition dar – und die verflüchtigt sich im Nichts, wenn sich der Mitarbeiter verflüchtigt. Bei Bewerbern, die alle paar Monate ohne erkennbaren Grund den Arbeitgeber wechseln, liegt die Befürchtung nahe, dass das Durchhaltevermögen fehlt. Damit haftet dieser Gruppe schon ein Risiko an. Noch unvorteilhafter sind dauerhafte Unterbrechungen des Lebenslaufs. Jede größere Lücke lässt sich als Kompetenzverlust interpretieren, daher haben die Bewerber, die sich aus einer ungekündigten Stellung heraus bewerben, die besten Karten. Der “rote Faden” im Lebenslauf ist gern gesehen, weil er eine offenbar zielorientierte und konsequente Lebensführung abbildet. Zielbewusstsein und Konsequenz sind sehr wertvolle Eigenschaften, von denen ein Unternehmen gerne profitieren möchte.
Selbstorganisation
Beweisführung durch: (nebenberufliches) Studium, organisationsbetonte oder vielseitige berufliche Tätigkeit, umfangreiches außerberufliches Engagement neben einer Vollzeittätigkeit, der rote Faden in Ihrem Lebenslauf zeigt, dass Sie zielorientiert denken, Ihre Bewerbungsunterlagen sind priorisiert und nicht zu umfangreich: relevante Zeugnisse, relevante Argumente im Anschreiben, relevante Positionsbeschreibungen im Lebenslauf, Sie führen einen Terminkalender/ Superbuch, Sie schreiben während des Vorstellungsgesprächs mit, Sie erscheinen pünktlich.
Unser Wunschkandidat beherrscht die grundlegenden Prinzipien des Selbstmanagements. Ein Stellenprofil unserer Firma vereint so unterschiedliche Aufgabenbereiche in sich, dass ein Mitarbeiter ohne vernünftige Zeitplanung schnell ins Rudern kommt. Er kann Ziele und Etappenziele formulieren. Er arbeitet mit Zeitbudgets, Zeitpuffern und schafft sich Rhythmen zur termingenauen Erledigung verschiedener Zielstellungen. Er kann Wichtiges und Dringliches unterscheiden. Er verwendet Selbstmanagement-Tools wie das Superbuch oder To-Do-Listen. Und er berücksichtigt im Sinne der Work-Life-Balance Ausgleichsaktivitäten in seiner Zeitplanung.