Kosmetik für's Vorstellungsgespräch
Niemand sollte sich gezwungen fühlen, kosmetischen Aufwand zu betreiben, indem er Makeup, Parfüm oder Nagellack aufträgt. Es wäre kontraproduktiv, sich eine Maske aufzusetzen, die man innerlich dauernd in Frage stellt. Mehr als ein gepflegtes Äußeres wird oft gar nicht erwartet.
Es gibt aber auch Ausnahmen: Im Reise- oder Hotelgewerbe existieren nicht selten unternehmenspezifische Konventionen, die vorschreiben oder verbieten, was man auf der Haut zu tragen hat. Solche Vorschriften darf der Arbeitgeber machen, so lange ein nachvollziehbares geschäftliches Interesse dahintersteht. Da derlei Anweisungen aber mit dem Persönlichkeitsrecht kollidieren, sind hier Interessenkonflikte vorprogrammiert. Hier müssen die Arbeitsgerichte dem Kontrollwahn von Arbeitgebern gelegentlich Grenzen setzen [1].
Es empfiehlt sich – insbesondere für Stellen mit repräsentativem Charakter – die Vorgaben zum äußeren Erscheinungsbild zu recherchieren und für das Vorstellungsgespräch zu berücksichtigen. Die Personalabteilung kann hierzu genauere Auskünfte erteilen. Im Zweifelsfall sollten weibliche Bewerber davon ausgehen, dass zu einer Vorstellung im Business-Dress auch ein dezentes Makeup gehört.
Ob Vorschrift oder nicht – im Allgemeinen wird man das kosmetische Geschick eines Bewerbers wohlwollend zur Kenntnis nehmen – ein Bewusstsein über die eigene Außenwirkung hat längst nicht jeder Bewerber! Doch gerade beim Einsatz von Kosmetika können die guten Absichten schnell zum Missgeschick werden. Damit Sie Ihren Eindruck nicht verschlimmbessern, halten Sie sich am besten an folgende Tipps:
[1] Der Arbeitgeber darf seinen Mitarbeitern nicht vorschreiben, in welcher Farbe sie ihre Nägel lackieren. Anweisungen über die Länge der Fingernägel seien aber aufgrund der Verletzungsgefahr gerechtfertigt (LAG Köln, Beschluss vom 18. August 2010, Az. 3 TaBV 15/10).
[2] Joe Seer / Shutterstock.com
Wenn Sie alles auftragen, was der Kosmetikkoffer hergibt, drängt sich die Vermutung auf, dass Sie sich zu stark mit Äußerlichkeiten identifizieren oder einen übersteigerten Individualismus pflegen. Das Business-Parkett verlangt ohnehin mehr Zurückhaltung als man es aus der Freizeit gewohnt ist.
- Vermeiden Sie deshalb:
- weggezupfte/ weggeschminkte Augenbrauen
- künstlich verlängerte Wimpern
- jede Form von Glitzer
- auffällig dunkel geschminkte “Smokey Eyes”
- dick und scharf gezeichneter Lidstrich
- dunkler Kajalstift auf den Rändern der Augenlider (“Wasserlinie”)
- Selbstbräuner-Teint
- farbtypenfremde Kosmetikfarben
- Lackieren Sie Ihre Fingernägel einfarbig. Idealerweise taucht der Farbton irgendwo in Ihrem Outfit noch mal auf. Ihre Fingernägel sollten von der Fingerkuppe bis zur Spitze nicht länger als ein halber Zentimeter sein.
- Vermeiden Sie schwere, süßliche Parfums – dezent genug, dass man sie erst wahrnimmt, wenn Sie bis auf eine Armlänge an den Gesprächspartner herantreten.
Welche Möglichkeiten die Gesichtskosmetik bietet, lässt sich am besten im Vorher-Nachher-Vergleich veranschaulichen:
- Foundation (Grundierung): Die Foundation wird über das gesamte Gesicht aufgetragen und ist die Grundlage für das Auftragen weiterer Makeup-Schichten. Pigmentflecken oder rote Stellen werden überdeckt und das Gesicht erhält einen ebenmäßigen Teint. Die Foundation sollte dem natürlichen Hautton entsprechen. Sie wird – am besten mit dem Pinsel – von der Gesichtsmitte nach außen aufgetragen, damit keine Ränder sichtbar werden. Foundations sind – je nach Hauttyp – in flüssigen und pudrigen Varianten erhältlich.
- Concealer (Abdeckcreme): Der Concealer wird auf ausgewählten Problemzonen mit den Fingern aufgetupft. Er wirkt abdeckend und lichtreflektierend, wodurch hartnäckige Pigementflecken, Augenringe, Äderchen, und Fältchen kaschiert werden können.
- Puder: Das Abpudern mit einem Pinsel fixiert die Grundierung und mattet glänzende Hautpartien ab. Das Auftragen sollte sich daher auf die “T-Linie”, d. h. Stirn, Nasenpartie und Kinn, konzentrieren. Die Wangen dagegen können Glanz vertragen.
- Rouge: Rouge modelliert das Gesicht und lässt es insgesamt frischer erscheinen. Je nach Platzierung wirken die Gesichtszüge etwas kantiger (Betonung “Kussmundlinie” knapp unter dem Wangenknochen) oder runder (Betonung der “Schmunzelbäckchen”).
- Augenbrauen: Mit einem Augenbrauenstift oder Augenbrauenpuder (ersatzweise auch Lidschatten) wirkt die Augenpartie markanter – insbesondere, wenn Stellen eher dünn bewachsen oder Härchen sehr hell sind. Zusätzlich kann ein Zupfen der Brauen die Augen- und Gesichtsform akzentuieren.
- Lidstrich (Kajal oder Eyeliner): Im Business-Kontext sollten Sie auffällige und harte Linien vermeiden. Der Lidstrich sollte nicht über den äußeren Augenwinkel hinaus gehen. Einen Kajallinie können Sie gut nach außen hin verblenden – das wirkt etwas dezenter und gelingt am besten mit einem schmalen Pinsel oder einem Wattestäbchen. Auch Lidschatten lässt sich zum ziehen eines Lidstrichs verwenden.
- Lidschatten: Üblicherweise wird der Augeninnenwinkel aufgehellt und zum Gesichtsrand mit einer weiteren Lidschattenfarbe abgedunkelt. Im Business-Kontext sollten Sie darauf achten, nicht zu dunkel und großflächig zu schattieren. Als Farbe kommen Braun- oder Grautöne in Frage.
- Wimpernzange: Mit einer Wimpernzange können die Wimpern des Augenlids nach außen gebogen werden. Dadurch ragen die einzelnen Härchen mehr in die Hautpartien hinein und gewinnen optisch an Länge. Die Biegung kann fixiert werden, indem anschließend Wimperntusche aufgetragen wird.
- Wimperntusche (Mascara): Die Tusche verleiht den Wimpern mehr Volumen und tönt die helleren Wimpernenden. Dadurch gewinnen die Augen deutlich an Präsenz. Zusammenklebende Härchen sollten mit einer alten Mascara- notfalls auch Zahnbürste getrennt werden, um den “Fliegenbeinchen-Effekt” zu vermeiden.
- Lippen: Ein Konturstift (Lipliner) definiert die Lippenränder und verhindert ein “Verlaufen” der aufgetragenen Farbe. Die Farbe selbst tragen Sie mit einem Lippenstift oder Lipgloss auf. Stark geschminkte Augen sollten eher mit roséfarbenen Lippen kombiniert werden. Dunklere Lippentöne vertragen sich nur mit einem dezenten Augen-Makeup. Für Geschäftstermine verzichten Sie besser auf kräftig rote Lippen oder bunte Farben.